Arbeitsfeldentwicklung

Während der Fortbildung zur Poesiepädagogin entwickelte ich ein erfolgreiches Konzept für das biografische Arbeiten mit hochbetagten pflegebedürftigen Menschen in der Metzger-Gutjahr-Stiftung e.V. in Emmendingen. Pflegebedürftige Menschen hatten dabei die Möglichkeit, in Kleingruppen Kontakte zu knüpfen und gemeinsam ein Resümee ihres Lebens zu ziehen.

Die Grundidee für das Konzept stammt aus dem kreativen Schreiben, allerdings können die meisten Menschen in dieser Lebenslage kaum noch selbst schreiben. Daher habe ich daraus ein mündliches Konzept mit geeigneten Methoden entwickelt, um hochbetagte pflegebedürftige Menschen in die Lage zu versetzten, ihren Gefühlen und ihrem Erleben Ausdruck zu geben, ohne unbedingt Details ihres Lebens preisgeben zu müssen.

Vater

Teilnehmerin einer Biografiegruppe
Teilnehmerin einer Biografiegruppe

Vater war eine große dunkle Gestalt.
Manchmal war er wie ein Sommertag
im Nieselregen.

Im Lauf der Zeit nahmen immer mehr Menschen mit einer demenziellen Veränderung an den Kleingruppen teil. Ihnen gelang es auch mit dieser Methode nur selten, sich ihr gelebtes Leben in Erinnerung zu rufen. Doch an den rein assoziativen Fragephasen am Ende jeder Gruppensitzung beteiligten sie sich sehr rege und mit großem Gewinn.

Dabei entstanden Texte wie dieser:

Erinnern

Frau, 91 Jahre, an Demenz erkrankt
Frau, 91 Jahre, an Demenz erkrankt

Erinnern ist aufregend.
Erinnern ist wie großes Wasser.
Erinnern ist ein Tagebuch, es könnte nach Veilchen riechen.
Veilchen freuen mich.
Erinnern sind auch Tränen.
Ich bin immer allein, ich kann nicht viel lustig sein.
Liebste Erinnerung? Da weiß ich auch nichts.
Erinnern ist blass.
Das ist so.
Jetzt ist für mich wichtig.
Jetzt bin ich nicht allein, das ist viel wert.

Die Freude, mit der sich demenziell verändernde Menschen an diesen Fragephasen beteiligten, und die beeindruckenden Texte, die dabei entstanden, wurden schließlich wegweisend für die Entwicklung des Assoziativen Dialogs mit demenziell veränderten Menschen und der Wortbiografie.

Was bisher Anreiz und Sinn der Biografiegruppen war, wurde schrittweise auf die Ausdrucksmöglichkeiten der Menschen mit demenzieller Veränderung reduziert. Es blieb: das Wort. Ein Wort als Anker für die Gesprächsrunde. Ein Wort, das die Assoziationsfähigkeit aller Beteiligten zum Fliegen bringt.

Die Pflegeeinrichtung der Metzger-Gutjahr-Stiftung e.V. hat den Beginn der Gesprächsgruppen unterstützt. Inzwischen arbeite ich in verschiedenen Pflegeeinrichtungen ausschließlich mit Menschen mit demenzieller Veränderung.

Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung im Moderieren von Gesprächsgruppen mit demenziell veränderten Menschen entwickelte ich die Methode des Assoziativen Dialogs. Seit 2013 biete ich Fortbildungen zum Erlernen dieser Methode an.

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